Der schwedische Musiker, Komponist
und Bildhauer begann 1891, als Sänger und Lautenspieler in Skandinavien,
Deutschland und anderen europäischen Ländern aufzutreten, wobei Bellman-Lieder
einen großen Teil seines Repertoires ausmachten (ca. 60 Epistlar, Sånger u.a.).
Er ließ durch seine mehr schauspielerische Vortragsweise und eigene Begleitung
auf der Laute die Tradition der Troubadoure wieder aufleben und näherte sich
damit der ursprünglichen Art Bellmans an. Unterdessen waren Kunstgesang, Männerchor-
und Instrumentalarrangements üblich gewesen. Er feierte große Erfolge mit
seiner ganz eigenen Art der Interpretation und bahnte vielen nachkommenden
Sängergenerationen dadurch den Weg: Birger Sjöberg, Evert Taube u.a.
Seine rege
Konzerttätigkeit führte ihn durch Deutschland (u.a. nach Berlin, wo er auch für Kaiser Wilhelm II.
auftrat, den er mit seiner Musik begeisterte), nach Österreich (Wien) und in
die Schweiz (Aarau, Baden). Außer den Liedern von Bellman sang er Volks- und
Kunstlieder des jeweiligen Landes und komponierte auch Melodien zu Gedichten deutscher
Dichter wie Baumbach, Körner und von Liliencron und der schwedischen Dichter
Gustaf Fröding und Dan Andersson.
Wahrscheinlich war Scholander der erste, der
dem Werk Bellmans im deutschsprachigen Raum zu größerer Bekanntheit verhalf. In der Zeit
seiner Auftritte in Deutschland (1891 bis 1930) wurden auch weitere
Übertragungen der Bellman-Lieder ins Deutsche veröffentlicht: von Hanns von
Gumppenberg und von Felix Niedner, der sein Buch im übrigen Sven Scholander
widmete (beide 1909). Niedner schrieb außerdem 1905 eine Biografie Bellmans.
Nach eigener Aussage leitete Scholander seine Bellman-Interpretation vom
Dichter selbst ab. Im Hause seiner Großeltern mütterlicherseits habe der ”Alte
Raab” verkehrt, der Bellman selbst noch singen gehört habe. Axel Raab, 1793
geboren, mag seine Art zu singen wohl nicht von Bellman selbst, aber möglicherweise
von Sängern gelernt haben, die den
Dichter noch persönlich erlebt hatten.
Scholanders Art des Vortrags, die weniger von
kunstvollem Gesang als von Dramatik geprägt war, soll auch der Anfang des 20.
Jahrhunderts in Berlin entstehenden Szene des literarischen Kabaretts einen
wichtigen Impuls gegeben haben. Tucholsky, Klabund, Brecht, Weill und Eisler
seien hier genannt.
Die Aufnahme deutscher Volkslieder in seine
Konzertprogramme traf genau in die Zeit der wiederauflebenden Volksliedkultur
in Deutschland. Die Wandervogel-Bewegung nahm 1896 ihren Anfang. Das Liederbuch „Zupfgeigenhansl” erschien erstmals ebenfalls
1909.
Scholander gab 1909 bis 1912 in einer Reihe von 10 Heften im deutschen
Verlag Breitkopf & Härtel Notenbücher mit Liedern aus seinem Repertoire
heraus. Nur ein Bellman-Lied fand sich allerdings darin: Tageserwachen –
Morgonstämning.
Auch für die Wiederbelebung des Lautenspiels war er prägend.
Ein Zitat zu
seinem Wirken aus der deutschen Zeitschrift "Die Musik" von Juni 1926:
„ROSTOCK: Die deutsch-schwedische
Vereinigung hatte Sven Scholander, den Begründer und Förderer der modernen
Lautenkunst, zu einem Vortragsabend eingeladen. In weißem Haar, aber in
jugendlicher Lebhaftigkeit sang und spielte er schwedische und deutsche Lieder
ernster und heiterer Art. Von besonderem Wert waren die von ihm vertonten
Gedichte des jung verstorbenen Schweden Dan Andersson. Den Abschluß machten
drei Bellman-Lieder. Durch kurze Vorbemerkungen führte Sven Scholander die
Zuhörer zum vollen Verständnis der köstlichen kleinen Meisterwerke, die seine
unübertreffliche Vortragskunst lebendig werden läßt.”
Links zu zwei Kostproben seiner Kunst auf Youtube:
- Drei Lieder (das 3. ist Fredmans Epistel 9)
- Fredmans Sång 27 (Aufnahme von 1921)
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