Freitag, 4. November 2016

Klabunds Bellman

Klabund ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers Alfred Henschke (4.11.1890 – 14.8.1928).
Der Dichter Klabund (Lithographie von Emil Orlik, ca. 1915)

Er studierte Germanistik in München, Berlin und Lausanne, besuchte aber auch andere Vorlesungen, die ihn interessierten. 1916 brach er das Studium jedoch ab. Nebenbei hatte er begonnen zu schreiben. 1914 erschien sein erster Lyrik-Band: „Morgenrot“. Auch für die Berliner Kabaretts schrieb er: freche Chansons, Bänkel- und Brettl-Lieder. Sein bekanntestes Drama „Der Kreidekreis“, das aus seiner Beschäftigung mit fernöstlicher Literatur erwuchs, machte ihn bekannt. Bertolt Brecht adaptierte den Stoff in seinem Theaterstück „Der kaukasische Kreidekreis“. Spannend und unterhaltsam ist auch Klabunds „Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde“.

1922 veröffentlichte er in dem Band „Das heisse Herz“ seine einzige Übertragung eines Bellman-Liedes: das Notabene (Fredmans Sång 56). Im Impressum des Buches steht: „Die Gedichte entstanden in den Jahren 1914 – 1921“.

Carl Zuckmayer beschreibt in seiner Autobiographie „Als wär’s ein Stück von mir“, dass er Klabund 1919 mehrfach im Haus von Wilhelm Fraenger in Heidelberg traf. Fraenger war dort Direktor des kunsthistorischen Instituts, und scharte einen Kreis von Studenten, auch ehemaligen, und Professoren um sich, die u.a. auch Bellman-Lieder zu singen pflegten.

Im Alter von nur 37 Jahren starb Klabund in Davos. Die Tuberkulose, an der er im Alter von 16 Jahren erkrankte, konnte auch in häufigen Kuraufenthalten nie ganz ausgeheilt werden.
Zuckmayer schrieb ihm zum Abschied: „An deine Bahre treten, Klabund, in langer Reih, die Narren und Propheten, die Tiere und Poeten, und ich bin auch dabei.“


Das Notabene
Nach Bellmann [sic!]

Holt mir Wein in vollen Krügen!
(Notabene: Wein vom Sundgau)
Und ein Weib soll bei mir liegen!
(Notabene: eine Jungfrau)
Ewig hängt sie mir am Munde.
(Notabene: eine Stunde ...)

Ach, das Leben lebt sich lyrisch
(Notabene: wenn man jung ist),
Und es duftet so verführisch
(Notabene: wenns kein Dung ist),
Ach, wie leicht wird hier erreicht doch
(Notabene: ein Vielleicht noch ...).

Lass die Erde heiss sich drehen!
(Notabene: bis sie kalt ist)
Deine Liebste, sollst du sehen
(Notabene: wenn sie alt ist ...)
Lache, saufe, hure, trabe –
(Notabene: bis zum Grabe).

aus: Das heisse Herz. Balladen, Mythen, Gedichte von Klabund. Berlin: Erich Reiss Verlag, 1922.

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